Über 200 Feuerwehr- und Rettungskräfte bei Gemeinschaftsübung am 11.04.2015 in Schleching
Schleching. Über 200 ehrenamtliche Einsatzkräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten kamen zu einer Großübung zusammen und übten gemeinsamen an vielen unterschiedlichen Notfallsituationen die Rettung von Menschen und das Löschen von Bränden. Kreisbrandinspektor Georg König und die Freiwillige Feuerwehr Schleching unter der Leitung vom 1. Kommandanten Timo Kleinschroth hatten zehn Unfallszenarien realitätsnah nachgestellt, die von den Feuerwehren aus dem Achental „abgearbeitet“ werden mussten. Hauptkoordinator König initiiert alle zwei Jahre eine Übung dieser Art. Die Aufgabe der rund 150 Floriansjünger der neun teilnehmenden Freiwilligen Feuerwehren aus Übersee, Grassau, Marquartstein, Unterwössen, Oberwössen, Reit im Winkl, Staudach sowie der Wehren aus Kössen und Waidring aus dem benachbarten Tirol war es, die vorher nicht bekannten Notfallsituationen zu meistern. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Feuerwehren mit dem Rettungsdiensten, der Bergwacht, der Polizei und grenzüberschreitend mit den Einsatzkräften aus Tirol zu üben war das vorrangige Anliegen des Übungstages. Besonderes Augenmerk wurde auf die technische Hilfeleistung – die im Feuerwehr-Alltag am häufigsten vorkommt – gelegt, wie zum Beispiel die Befreiung eingeklemmter Personen aus Fahrzeugen oder die Rettung von Personen aus lebensgefährlichen Situationen.
An der Übung nahmen auch die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG ÖEL) aus Traunstein, die Unterstützungsgruppe Sanitäts-Einsatzleitung (UG San-EL), mehrere Rettungswagen des Bayerischen Roten Kreuzes, des Malteser Hilfsdienstes und des Österreichischen Roten Kreuzes aus Kössen, der Einsatzleiter Rettungsdienst, die Kreisbrandinspektion und die Polizei teil.
Ein beeindruckendes Bild gab die Aufstellung aller Aktiven zur Begrüßung und dem Wunsch nach einem guten Verlauf aller Übungen durch den Bürgermeister Josef Loferer. Schlechings Aktivenchef Kleinschroth wünschte Allen ein gutes Miteinander und dass bei der Übung keinem Beteiligten etwas passiert. Georg König mahnte die nötige Sorgfalt an und empfahl den älteren Aktiven auf die Jüngeren aufzupassen.
Zehn Übungen mussten nun von den einzelnen Feuerwehren bewältigt werden: In Ettenhausen wurde ein lebloser Verletzter mit Hilfe der Drehleiter und einer Seilwinde aus einem tiefen Schacht gerettet. Am Geigelstein-Parkplatz hing ein völlig demoliertes Fahrzeug an einer steilen Böschung, aus der die Verletzten mit Hilfe von hydraulischen Rettungsgeräten befreit werden mussten. Auf dem Bauhof war ein Arbeiter mit seinem Arm zwischen die Schaufeln einer landwirtschaftlichen Maschine geraten. Mittels einer Rettungsspreize wurden die Stäbe auseinandergebogen und der Verletzte konnte befreit werden. Die abgetrennte Hand wurde in einem gekühlten Amputations-Beutel gesichert.
Bei Eintreffen der Floriansjünger auf dem Hof einer Zimmerei schrie die Tochter „Papa, Papa, wo bist Du?“. Aus dem Heizungsraum quoll dichter Rauch. Eine weitere Frau lag verletzt, am Arm von einer Eisenstange durchbohrt, ebenfalls auf dem Hof. Die beiden jungen Frauen stellten die Situation so realitätsnah dar, dass die eintreffenden Rettungskräfte sie kaum beruhigen konnten. Der vermisste Vater wurde von Feuerwehrlern mit Atemschutzgeräten aus dem Keller getragen. Sofort begannen die Helfer mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Der einen Frau konnte die Eisenstange so weit entfernt werden, dass sie anschließend mit dem Rettungswagen abtransportiert werden konnte. Auf der anderen Straßenseite wurde gleichzeitig ein schwer gestürzter Radfahrer von Feuerwehr-Sanitätern versorgt.
Ein dramatisches Szenario bot sich in Mühlau, wo eine Person eingeklemmt unter einem Container lag. Nur noch die Schuhe der Person waren zu sehen! Die anwesende Feuerwehr Oberwössen musste die Kollegen aus Übersee anfordern, die über einen Rüstwagen mit Material zur technischen Rettung verfügt. Mittels einer Seilwinde wurde der Container gesichert und mit Büffelhebern vorsichtig angehoben bis der Verletzte herausgezogen werden konnte.
In der Kanalhebeanlage in Raiten gab es einen Stromausfall. Deshalb rückten zwei Bauhofarbeiter zur Kontrolle an. Durch den Ausfall der Belüftungsanlage traten Gase aus, wodurch einer der anwesenden Gemeindearbeiter bewusstlos zusammenbrach. Sein Kollege konnte die Feuerwehr benachrichtigen, die den Verletzten mit Atemschutzgeräten retten konnten. Aus Mühlau wurde ein Brand, verursacht durch einen Fernseher gemeldet. Als die Feuerwehr eintraf war das Gebäude im Innern voller Rauch; die Bewohnerin hatte sich auf den Balkon geflüchtet und schrie in Panik um Hilfe. Mit einem Hubrettungsfahrzeug konnte sie vom Balkon gerettet werden, während mehrere Löschtrupps den Brand bekämpften.
In der gleichen Straße waren drei Autos in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Zwei PKW kollidierten prallten auf der engen Landstraße frontal zusammen und ein drittes Fahrzeug fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf. Zwei Fahrzeuge wurden auf das Dach katapultiert und starker Rauch quoll aus dem Motorraum. Die anwesenden Feuerwehrhelfer mussten bei diesem schrecklichen Unfall Prioritäten setzen: Zuerst kümmerten sie sich um die bewusstlosen Pkw-Insassen, danach wurden die ansprechbaren Verletzten gerettet und die Fahrzeuge von der Straße geräumt.
Zum Abschluss trafen sich alle Beteiligten im Feuerwehrhaus Schleching, wo ein leckeres Essen und Getränke auf sie warteten, eine wohlverdiente Entspannung nach schweißtreibenden, aber sehr erfolgreich verlaufenen Übungen. Das vorrangige Ziel des Übungstages, die Zusammenarbeit der aktiven Mannschaften mehrerer Feuerwehren zu stärken, Einsatzstellen zu erkunden und die Lage zu beurteilen wurde erreicht. Ebenso wurden Sonderfahrzeuge und Spezialausrüstungen je nach Notfallsituation eingesetzt.
Kommandant Kleinschroth freute sich, dass alles bei hoher Motivation der Übenden „super“ geklappt hatte. Für alle Mitwirkenden war es ein lehr- und erfahrungsreicher Tag, so dass sich die umfangreichen Vorbereitungen gelohnt hatten. Eine Berufsfeuerwehr gibt es nur in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Alle Beteiligten an diesem Übungstag waren aber ehrenamtliche Feuerwehr- und Rettungskräfte, die diese Übung in ihrer Freizeit absolvierten. Dies könne nicht hoch genug gewürdigt werden, betonte Kreisbrandinspektor König bei der abschließenden Manöverkritik.
Bericht: Peter Volk / Sybilla Wunderlich
Bilder: Michael Wimmer, FF Erlstätt
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